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15. Juli 2019

Interview mit der Expertin: STI – betrifft mich das?

„Wahrscheinlich ja“, sagt Dr. Viviane Bremer, Expertin für STI und sexuelle Gesundheit. Sie arbeitet beim Robert Koch-Institut in Berlin. Aufgabe des Instituts ist die Erkennung, Verhütung und Bekämpfung von Krankheiten. Wir haben mit Frau Dr. Bremer über Chlamydien und HPV gesprochen, die Spitzenreiter in den Top 10 der STI.

Frau Dr. Bremer, wie wahrscheinlich ist es, dass ich mich mit einer STI anstecke?

Dr. Viviane Bremer: Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, gerade bei jungen Erwachsenen. Bis Mitte 20 ist die Zeit, in der man sich ausprobiert, viele Partnerinnen oder Partner hat. Junge Erwachsene haben öfter unsafen Sex. Beim Stichwort „Schutz“ denken sie an Schwangerschaftsverhütung oder an den Schutz vor HIV, weniger an den Schutz vor anderen STI.

Gibt es konkrete Zahlen?

V. B.: Deutschlandweit werden nur die Infektionen mit HIV und Syphilis durch eine Meldepflicht erfasst. Wir beobachten jedoch, dass 5 Prozent aller jungen Frauen beim Chlamydien-Screening positiv getestet werden. Mindestens jede 2. Frau steckt sich im Laufe ihres Lebens mit HP-Viren an. In den meisten Fällen bekämpft der Körper sie erfolgreich. Gelingt ihm das nicht, kann sich im schlimmsten Fall sogar Krebs bilden.

Wie kann ich mich schützen?

V. B.: Safer Sex verhindert eine Ansteckung nicht zu 100 Prozent, aber in sehr vielen Fällen. Wichtig ist, sich z. B. auch beim intensiven Petting und beim Oralverkehr zu schützen.

Gegen HP-Viren kann man sich impfen lassen. Die HPV-Impfung wird Mädchen und Jungen von 9 bis 14 Jahren empfohlen. Sie ist gut verträglich. Versäumte Impfungen spätestens bis zum Alter von 17 Jahren nachholen! Du bist älter als 17 und noch nicht geimpft? Auch jetzt kann eine Impfung noch sinnvoll sein: Sprich einfach deine Ärztin/deinen Arzt darauf an.

Es gibt mehr als 150 verschiedene HPV-Typen, die Impfung schützt vor den häufigsten Formen, die zu Krebs führen könnten. Die Impfung bietet keinen vollständigen Schutz. Deshalb sind Krebsvorsorgeuntersuchungen nach wie vor notwendig.

Auch die Früherkennung ist wichtig: Alle jungen Frauen bis 25 können am Chlamydien-Screening teilnehmen, kostenlos bei ihrer Frauenärztin oder ihrem Frauenarzt. Beim jährlichen Screening kann eine Infektion frühzeitig erkannt werden – und dann auch gut behandelt. Wichtig ist, dass sich auch der Partner behandeln lässt!

Ist die HPV-Impfung auch für junge Männer sinnvoll?

V. B.: Ja, unbedingt. Auch Männer können sich mit HPV anstecken. Oft haben sie selbst gar keine Symptome. Trotzdem können sie das HP-Virus beim Sex übertragen. Und natürlich können Männer auch selbst krank werden, im schlimmsten Fall z. B. Krebs im Anus, Mund oder Rachen bekommen.

FAKTEN-CHECK: die häufigsten STI

  • Bei jungen Frauen besonders häufig: Chlamydien (5 von 100 Frauen sind betroffen) und HPV (jede 2. Frau).
  • Auch Männer können sich anstecken und krank werden.
  • Auch wer keine Anzeichen (Symptome) hat, kann die STI auf andere übertragen.
  • Nicht behandelte STI können schwere Spätfolgen haben, z. B. Unfruchtbarkeit. Rund 8.000 Frauen und Männer erkranken jedes Jahr nach einer HPV-Infektion an Krebs.
  • Top-Termin für alle Jugendlichen: schützen mit der HPV-Impfung.
  • Top-Tipp für Mädchen/junge Frauen bis 25: 1 x jährlich zur Früherkennung, dem Chlamydien-Screening (kostenlos, beim Frauenarzt/der Frauenärztin).

Porträtfoto: Dr. Viviane Bremer.

Dr. Viviane Bremer ist Expertin für STI. Sie arbeitet am Robert Koch-Institut. Frau Dr. Bremers Tipp: HPV keine Chance geben – rechtzeitig impfen! (Bildnachweis: Dr. Viviane Bremer)

Mikroskopaufnahme: Feigwarze

Chlamydien und HPV sind die verbreitetsten STI in Deutschland. (Bildnachweis: Yabusaka/shutterstock)

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